< Blog Home 31. Mai 2025
Praxistipp: Insektenfreundliche Außenbeleuchtung
Nachtaktive Insekten werden von künstlichen Lichtquellen vor allem im kalten Spektrum und mit hohem UV-Anteil angezogen, da sie sich eigentlich am weißlichen Licht des Monds (Farbtemperatur ca. 4.000 Kelvin) orientieren. Im Gegensatz zum Mond weisen künstliche Lichtquellen den Insekten nämlich den falschen - oft tödlichen – Weg: Die Tiere verlieren die Orientierung, sterben an Erschöpfung, gelangen in die Leuchtgehäuse und verbrennen oder verhungern dort, weil sie nicht mehr hinausfinden.
So fehlen Milliarden Insekten mit weitreichenden Folgen für ganze Ökosysteme. Die lichtsensiblen Glühwürmchen sind vielerorts bereits ausgestorben und auch Vögel und Fledermäuse werden durch künstliche Lichtquellen direkt oder indirekt gefährdet.
Titelbild: LED Licht an unserem Hauseingang (2.500 K, 5 W, Streulicht räumlich nach oben durch den Dachüberhang begrenzt, zeitlich begrenzt durch einen Bewegungsmelder)
Praxistipps für die Außenbeleuchtung
- Licht ohne UV-Anteil verwenden (z.B. Umstieg auf LED)
- Warmweiße LEDs benutzen (kleiner 2.500 Kelvin, ideal ist die Farbtemperatur „Amber“ mit 1.800 - 2.200 Kelvin).
- Auf geschlossene Leuchtengehäuse achten
- Nur dort beleuchten, wo es notwendig ist (z.B. Keine Pflanzen wie z.B. Bäume beleuchten, Wege bodennah ausleuchten)
- Lichtintensität so gering wie möglich
- Streulicht, insbesondere nach oben vermeiden oder begrenzen
- Licht nur bei Bedarf einschalten (Bewegungsmelder)
Unser persönliches Fazit
Den größten Effekt brachte bei uns die Umstellung auf ...
- LED-Leuchtmittel
- in der Farbtemperatur „Amber“ mit 1.800 - 2.200 Kelvin
- mit geringer Intensität (3 W)
Der Abstrahlwinkel erwies sich (zumindest) in unserer konkreten Beleuchtungssituation als zweitrangig. Seit der Umrüstung in 2021 haben wir kein einziges Insekt mehr direkt um die Lichtquellen schwirren sehen. Auch werden kaum noch Insekten zum Haus gelockt.
Unsere Außenbeleuchtung
Im Garten selbst verwenden wir überhaupt keine Lichtquellen, wie z.B. angestrahlte Bäume. An Garage und Haus hatten wir bereits sechs LED Leuchten, hauptsächlich nach unten abstrahlend mit ca. 2500 Kelvin Lichttemperatur.
Auf der Terrasse haben wir 5 nach oben gerichtete LED-Spots (allerdings durch einen Dachüberhang begrenzt), welche wir schon 2021 auf eine Lichttemperatur von 2.000 - 2.200 Kelvin ("Amber") und jeweils 3 Watt umgerüstet haben. Das Licht ist zwar nun merklich dunkler, reicht aber immer noch völlig aus und wirkt recht gemütlich.
Bild: Vollmond über dem Naturgarten Langenau, mit 4.000 Kelvin Farbtemperatur und UV-Anteil der "Navigationssatellit" für unsere Insekten
Das Problem Lichtverschmutzung im Allgemeinen
Das beste Licht in der Nacht für die Natur ist aus. Aber nicht nur für Insekten ist Dunkelheit wichtig. Auch Menschen sind in ihrem natürlichen Schlafverhalten mehr und mehr von künstlichen Lichtquellen beeinflußt. Sei es draußen oder im eigenen Schlafzimmer. Diese negativen Auswirkungen von Licht zur falschen Zeit und am falschen Ort wird als Lichtverschmutzung bezeichnet.
„Wer in Deutschland in einer Großstadt wohnt, der wisse nicht mehr, wie der Nachthimmel aussieht. Tatsächlich leben in Europa 99 Prozent aller Menschen unter einem Himmel, der nicht mehr richtig dunkel wird, weltweit sind es 80 Prozent (Science: Falchi et al., 2016). Nur an einigen Orten auf der Welt gibt es so wenig künstliches Licht, dass der Mensch die Tausenden Sterne unserer Galaxie am Himmel sehen kann. * Der negative Nebeneffekt: Die gigantischen Strommengen, die für zum großen Teil unnötige und völlig sinnbefreite Beleuchtung verschwendet werden, sind kaum vorstellbar - ein absoluter Wahnsinn.
Hintergrundinformationen zu verschiedenen Lampentypen
Eine Feldstudie** in Tirol (Österreich) zur Anlockwirkung unterschiedlicher Lampentypen kam 2010 zu folgenden Ergebnissen:
- Metallhalogendampf-Hochdrucklampe 30006500 K (HCI TT): 198-372 Insekten/Nacht
- Natriumdampf-Hochdrucklampe 2.000 K (NAV T): 162,9 Insekten/Nacht
- LED 6000 K: 74,9 Insekten/Nacht
- LED 3000 K: 41,1 Insekten/Nacht
Absolut wurden während der Untersuchung vom für Insekten schädlichsten Lampentyp (HCI TT) 6.698 Exemplare angelockt, von warm-weißen LED-Lampen (3.000 K) hingegen 84 – 88 Prozent weniger! Nochmals deutlich besser schnitt eine Farbtemperatur von unter 2.500 K ab.
* Quelle:
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-10/licht-verschmutzung-dunkelheit-energiekosten-natur
** Quelle:
www.bund-sh.de, s.a. Huemer et al., Innsbruch 2010: „Anlockwirkung moderner Leuchtmittel auf nachtaktive Insekten – Ergebnisse einer Feldstudie in Tirol (Österreich)“






