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< Blog Home    30. Januar 2022 

Mulchen: ein Begriff - zwei Bedeutungen

Mulchen - A) das Aufbringen einer Schicht aus organischem Material


Mulchen, also das Bedecken von lockerem Boden durch eine schützende Decke aus Grasschnitt, Laub oder Stroh wirkt sich positiv auf die Bodenstruktur aus. Mulch schützt den Boden vor Sonne, Wind, Kälte und Auswaschung durch starken Regen. In der Mulchschicht entwickeln sich zahllosen Kleinstlebewesen, die für den Abbau des organischen Materials sorgen und so die Bodenfruchtbarkeit verbessern. Deshalb ist das Aufbringen einer Mulchschicht auf die Beete im Nutzgarten - auch im Sinne der Kreislaufwirtschaft innerhalb des Gartens - absolut sinnvoll und empfehlenswert.

 

Mulchen - B) eine Sonderform des Mähens

 

Als Mulchen oder Schlegeln wird aber auch eine Sonderform des Mähens bezeichnet. Hierbei wird das Schnittgut samt seiner tierischen Bewohner unmittelbar zerkleinert. Besonders stark betroffen von diesem Mulchen bzw. Schlegeln sind insbesondere tagaktive Arten (1), die dem Mulchgerät nicht rechtzeitig ausweichen können wie z.B. Spinnen, Wanzen, Schmetterlingsraupen. Auch größere und langsamere Tiere (1) wie Grasfrösche, Maulwürfe, Feldmäuse, Erdkröten, Eidechsen, Blindschleichen und Igel erleiden durch das Mulchen riesige Verluste.

 

Bild: Mähschlegel an der Rotorwelle eines Schlegelmulchers (Quelle: wikipedia.de). Es gibt auch andere Muchgeräte, z.B. Mulchmäher mit speziellen Mulchmessern. Die Auswirkungen sind ähnlich.

 

Im Garten sollte auf das Mähen mit einem Mulchmäher komplett verzichtet werden. Und auch der Verzicht auf das eine oder andere Mähen mit dem Rasenmäher wirkt sich schon positiv auf den Erhalt unserer Artenvielfalt aus.

 

Im kommunalen Bereich schmücken sich übrigens viele Städte und Gemeinden mit ein paar Wildblumen auf ihren Verkehrsinseln und „pflegen“ gleichzeitig einen Großteil ihrer Grünflächen mit dem Mulchgerät. Was für ein Widerspruch! Sowohl auf kommunalen wie auch auf landwirtschaftlichen Flächen würde (neben dem Verzicht von Pestiziden) ein großflächiger Verzicht auf das Mulchen dem Insektensterben erst einmal viel stärker entgegenwirken als nur ein paar imagefördernde Blühstreifen.

 

Titelbild: Naturgarten Langenau, Schnittgut zum Mulchen der Gemüsebeete

(1) s.a. RAUCKMANN, H.-J. UND SCHREIBER, K.-F. (2001): Die Bracheversuchsfläche Oberstetten. Eine Bilanz nach über 25 Jahren. – Faun. und flor. Mitt. Taubergrund 19: 1 – 45.

von Oli Zwirner 26. Januar 2025
Die Sonne scheint wieder länger und zwischendurch steigen die Temperaturen. Die Vorfreude auf die kommende Gartensaison verleitet dazu, schon jetzt den Garten wieder aufzuräumen. Stauden schneiden, Laub beseitigen, Rasen mähen und vieles mehr. Ein verständliches Bedürfnis, jedoch aus Sicht des Naturfreunds überhaupt keine gute Idee. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Beitrag. Aufräumen mitverantwortlich für das Insektensterben Viele unserer heimischen Insekten überwintern nämlich bis Mitte Mai (Zikaden bis in den Juni hinein) als Larve, Ei oder ausgewachsenes Insekt in abgestorbenen Pflanzenstängeln, an vertrockneten Grashalmen, in der Erde oder versteckt unter Laub und Reisig. Denn erst ab Mitte Mai finden sie alle ausreichend Nahrung. Wenn nun diese Winterquartiere im Garten (oder auch an Straßen- und Wegrändern) alle frühzeitig abgeschnitten oder aufgeräumt werden, gehen zahlreiche Insekten-Individuen verloren, die nötig wären, um stabile Populationen aufzubauen. Dies ist übrigens einer der weniger bekannten Gründe für den dramatischen Verlust an Naturvielfalt.
von Oli Zwirner 17. Januar 2025
Moderne, energieeffiziente Gebäude sind meist mit einer kontrollierten Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Total sinnvolle Anlagen, denn mit einem solchen Lüftungssystem kann bis zu 90 Prozent der Wärmeenergie wiedergewonnen werden, die ansonsten beim Lüften durch geöffnete Fenster entweichen würde. An sich eine super Sache, aber diese Anlagen kosten jedes Jahr Abermillionen von Insekten das Leben. Massenweise tote Insekten in den Filtern Auch unsere zentrale Lüftungsanlage hat sich rasch als Insektenfalle herausgestellt: Beim Filterwechsel fanden wir massenweise tote Florfliegen und andere Fluginsekten im Gerät. Die Tiere sind wohl über die Luftansaugung reingekommen, jedoch nicht mehr heraus. Wir haben uns daher die Luftansaugung auf der Außenseite näher angeschaut: Das Gitter dort war derart grobmaschig, dass auch relativ große Insekten in die Lüftung gelangen konnten. Wir mussten also etwas tun.
von Oli Zwirner 24. Dezember 2024
Pünktlich zu Weihnachten ist es im Garten (abgesehen von zig Vögeln) eher ruhig und viele Bewohner sind in der Winterruhe. Wir nutzen die Zeit zur Vorbereitung von Vorträgen, Gartenführungen, für die Planung neuer Lebensräume bzw. Biotope und für die Pflege unserer Website. Nebenbei haben wir gerade drei Igel vom Igelhilfeverein gepäppelt, die diese Woche in den Winterschlaf gehen durften. "Gute Nacht!" ist da nicht der richtige Gruß, eher "Guten Winter!" :-)
von Lisa Zwirner 15. Dezember 2024
Eine Wasserralle, im November bei uns im Naturgarten, in einem unserer Kleinteiche. Nachdem ich das Tier nicht zuordnen konnte, habe ich es mit der Obsidentify App bestimmt. Noch am selben Tag bekam ich eine Nachricht vom Obsidentify-Team, dass der Standort nicht stimmen könne. Die scheue Wasserralle ist nämlich vor allem in Flussauen und Sumpfgebieten beheimatet. Sie bevorzugt feuchte Gebiete mit viel Schilf und sehr dichtem Bewuchs. Der Standort stimmte trotzdem. Ein wunderschönen Tier! Da die Wasserralle gerne eher etwas unelegant durchs Schilf stöbert, hat sie irgendwann auch den Beinamen "Schilfschwein" bekommen. Was der Wasserralle in unserem Naturgarten so gut gefallen hat, werden wir wohl nie erfahren. Möglicherweise war der Besucher auf dem Zug nach Süden. Übrigens: Die Wasserralle steht in Baden Württemberg auf der Roten Liste Kat. 2 (stark gefährdet), in Deutschland auf der Vorwarnliste. Ihr seht: Ein Naturgarten ist immer für eine Überraschung gut. Titelbild: Naturgarten Langenau, 07. November 2024
von Oli Zwirner 8. Dezember 2024
Platz für ein Biotop ist in der kleinsten Ecke. Hier unser weniger als einen Meter breite Streifen zwischen unserer Einfahrt und Zufahrt zu den Nachbargebäuden. Wir haben hier auf knapp 8 Meter Länge über 30 cm tief komplett mit Kalkschotter (0-16) abgemagert, eine Natursteinmauer untergebracht und deren Südseite (im Bild oben) mit Wiesensalbei, Mauerpfeffer, Gewürzfenchel, Zypressen-Wolfsmilch und Natternkopf bepflanzt. Auf der Nordseite der Mauer (rückseitig, nicht im Bild) haben wir Kriechendes Seifenkraut angesiedelt. Wir sind gespannt wie sich das im kommenden Frühjahr entwickeln wird. Insgesamt können von der Bepflanzung theoretisch 235 verschiedene Tiere profitieren (sofern sie sich einfinden), von Wildbienen über Tag- und Nachtfalter, Schwebfliegen bis zu verschiedenen Käfern. Spinnen noch gar nicht mitgerechnet.* Pflanzliste Wiesensalbei (Stauden) Gewöhnlicher Natternkopf (Stauden, Bestand) Zypressen-Wolfsmilch (Stauden) Scharfer Mauerpfeffer (Stauden) Rotes Seifenkraut (Stauden, Nordseite) Gewürzfenchel (Stauden, Kulturpflanze) * Zahlen: naturadb , "Wert für Insekten und Vögel", https://www.naturadb.de/listen/z4hdp4zb/ Titelbild: Naturgarten Langenau im Dezember 2024
von Oli Zwirner 1. Dezember 2024
Nein! Unsere neue Geburtsstation für Wespenspinnen-Babys :-) Ich habe bei der Mahd bei uns im Naturgarten, im Naturschutzgebiet Langenauer Ried und auf meiner Biotopfläche bei den Oldtimerfreunden Langenau einige Kokons der Wespenspinne retten können. Doch wohin mit ihnen, damit sie im kommenden Frühjahr auch möglichst erfolgreich schlüpfen?
von Oli Zwirner 27. November 2024
Die Termine der in Kooperation mit der vh ulm stattfindenden Führung durch den Naturgarten Langenau für 2025 stehen fest und können ab sofort gebucht werden. Die Termine mit den Anmeldelinks der vh ulm findet ihr auf unserer Website unter " Termine " beim jeweiligen Termineintrag. Die vh ulm erhebt einen kleinen Unkostenbeitrag von 5 € für Verwaltung und Veröffentlichung im Programm. Wir selbst nehmen nichts. Bitte bucht die Termine möglichst frühzeitig, bisher waren alle Termine immer restlos ausgebucht. Die Führungen stehen unter dem Motto ... "Vorbild Wildnis - wie kommt die Natur in den Garten?" Euch erwartet keine klassische Gartenbesichtigung mit nur ein paar hübschen Blumen. Vielmehr werdet ihr ganz viel darüber erfahren, was mit "Wildnis", "Natur" und "Artenvielfalt" überhaupt gemeint ist und was als Vorlage für den eigenen Naturgarten funktionieren kann. Wir werden uns dann bei der Gartenführung auch die einzelnen Biotopelemente im Naturgarten anschauen und dazu den Hintergrund und den Nutzen für die Artenvielfalt erklären. Wir geben euch u.a. Antworten auf die folgenden Fragen: Was sind die Unterschiede zwischen Honig- und Wildbienen? Warum heimische Wildpflanzen? Und was ist Koevolution? Wie können bestimmte Tierarten gezielt gefördert werden? Wieviel "Natur" ist ein Naturgarten und was ist Wildnis? Störungsökologie: Wann muss der Mensch eingreifen? Wie kann möglichst insektenschonend gemäht / geschnitten werden? Wie tief oder flach soll ein Naturteich sein? Wie geht insektenschonendes Licht? Fragen und Diskussion jederzeit erwünscht! Die Führungen finden bei jedem Wetter statt. Hunde an der Leine sind erlaubt. Ihr findet unseren Naturgarten unter der folgenden Adresse: Nelkenstr. 13, 89129 Wiese, Parkplätze gibt es z.B. an der Stadthalle oder Ludwig-Uhland-Schule, Karlstr. (ca. 100 m). Weitere Infos zu unseren Führungen gibt es auch hier .
von Oli Zwirner 13. November 2024
Warum es der Artenvielfalt nicht hilft, einen Garten (oder jede andere Landschaft) einfach verwildern zu lassen. Könnt ihr die Strukturen und vielfältigen Lebensräume im Naturgarten Langenau im Video unten erkennen? Nach dem Vorbild der Wildnis gestaltet. Nur: einfach verwildern lassen funktioniert nicht. Warum, das erfahrt ihr unten.
von Oli Zwirner 8. November 2024
Update: Mitte September haben wir für unsere neues Wildbienen- und Schmetterlingsbeet die Grassode mit der Motorfräse abgetragen und durch Kalkschotter (Körnung 0-16) ersetzt. Wichtig beim Kalkschotter ist der Feinanteil. Zwischenzeitlich sind die Wildstauden angekommen, die wir in den letzten beiden Wochen setzen konnten (siehe Pflanzliste unten). Man glaubt es oft gar nicht wie gut die Pflanzen auf mageren Böden gedeihen. Warum überhaupt abmagern? Wird ein Haus gebaut, dann kommen zum Schluss die Kipplaster mit tonnenweisem Humus, in den dann der Rasen gesät und eingewalzt wird. Das kennen die meisten von uns ebenso wie die extrem humosen Äcker in der Landwirtschaft. Doch das sind keine natürlichen Landschaften. Bei uns in Langenau, am Rande der Schwäbischen Alb, waren die Böden früher eher mager, mit ganz viele Kalkstein. Und entsprechend viele heimische Wildpflanzen lieben diese mageren Flächen, die leider durch den Eingriff des Menschen sehr selten geworden sind.
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